Nach wie vor werden sehr viele Hunde aus dem Tierschutz adoptiert. Sie stammen nicht nur ursprünglich aus Deutschland, sondern viel öfter noch aus Süd- oder Osteuropa.

Aber eigentlich ist es egal, woher sie kommen, fast immer bringen sie ein Päckchen aus ihrem alten Leben mit. Die ersten Tage, die man mit ihnen verbringt, spielen häufig eine große Rolle im zukünftigen gemeinsamen Leben. Leider zeigt sich nicht selten im Nachhinein, dass man es sich und dem neuen Familienmitglied unnötig schwer gemacht hat. Häufig wird dem neuen Besitzer schlagartig klar, dass es nicht reicht, einen Hund zu retten. Ab nun ist man dafür verantwortlich, dass er ein neues Leben gefunden hat, in dem er sich wohl fühlt und mit dem er auch leben kann.

Manche Menschen merken anfangs nicht, welch große Probleme ihr neuer Hund hat. Das liegt zumeist daran, dass sie seine Körpersprache nicht richtig deuten können und ihn mit vielen Dingen vollkommen überfordern. Aber auch die große Freude, endlich den Hund zu haben und manchmal auch überbordendes Mitleid verstellen den neuen Besitzern oft einen fairen Blick auf das, was jetzt zu tun wäre: Der Arme ist ja so verängstigt, weil er bisher ein solch schlechtes Leben hatte. Man muss ihn nun beruhigen, verwöhnen und liebkosen - am besten alle Familienmitglieder nacheinander ... Sie wissen, was ich meine. Bitte denken Sie nicht so!!

Nein, der Arme ist vor allem völlig erschöpft von der Reise und den vielen neuen Eindrücken. Er ist verunsichert, wenn nicht sogar verängstigt, weil alles neu ist, anders aussieht, riecht und klingt. Er kennt niemanden und versteht die neuen Menschen nicht. Bitte interpretieren Sie das ängstliche - oder einfach nur zurückhaltende - Verhalten nicht nur als Ergebnis seines bisherigen Lebens, sondern auch als Reaktion auf sein aktuelles. Überschütten Sie ihn nicht den ganzen Tag mit Aufmerksamkeit, sondern überlassen Sie ihn erst einmal sich selbst, aber lassen Sie ihn nicht allein. Ignorieren Sie ihn anfangs häufig und warten Sie darauf, bis er sich Ihnen von sich aus nähert. Machen Sie sich klein, wenn Sie Kontakt aufnehmen, damit Sie ihm das Gefühl der Bedrohung nehmen. Sprechen Sie leise und ruhig mit ihm und berühren Sie ihn wirklich nur, wenn Sie beurteilen können, dass er Berührungen mag. Achtung: Die meisten mögen anfangs keine Berührungen! Mit diesen kleinen Gesten zeigen Sie ihm, dass Sie ihn verstehen und respektieren.

Sie machen Ihrem neuen Familienmitglied die Eingewöhnung um vieles leichter, wenn Sie in den ersten Tagen unnötigen Besuch zu Hause vermeiden und keine ausgedehnten Spaziergänge machen. Falls ein Garten vorhanden ist, reicht dieser vollkommen aus, um ihm ein wenig Auslauf und neue Eindrücke zu geben.

Immer haben vermittelte Hunde einen Namen, aber meistens kennen sie ihn noch gar nicht. Nehmen Sie es nicht als selbstverständlich, dass Ihr Hund auf seinen Namen reagiert. Gehen Sie lieber auf Nummer sicher und konditionieren ihn. Hierzu benötigen Sie nur kleine Leckerchen, die Sie ihm nach und nach geben, während Sie leise und freundlich seinen Namen nennen. Setzen Sie sich dazu ruhig zu ihm auf den Boden. So lernt er seinen Namen schnell kennen und Sie haben gemeinsam einen weiteren Schritt in eine harmonische Zukunft gemacht.

Ist Ihr neuer Bewohner auch nach Tagen noch misstrauisch Ihnen oder anderen Menschen gegenüber, ziehen Sie auch in Betracht, dass er in der Vergangenheit eventuelle schlechte oder auch gar keine Erfahrungen mit Menschen gemacht hat. Wir sprechen hier von einem Sozialisierungsdefizit. Immer dann, wenn man ein solches vermutet, muss man sich auf eine deutlich längere Eingewöhnungszeit, zusätzliche Nachsozialisierung und viel Geduld einstellen.
Was auch immer uns erwartet, wenn wir einen Hund aus dem Tierschutz aufnehmen, wir sollten die Hürden gemeinsam mit ihm nehmen und uns im Klaren darüber sein, dass wir mit seinem Einzug eine große Verantwortung dafür übernommen haben, dass es ihm ab sofort besser geht als dies vorher der Fall war. Richtig gemacht, werden über kurz oder lang alle glücklich miteinander.


Herzliche Grüße
Ihre Martina Nau
und das Baak-Dogwalker-Team