Februar 2025: Oh ja, mein Maulkorb!

Februar 2025: Oh ja, mein Maulkorb!

14.02.2025
Kennen Sie DAS Kleidungsstück für Hunde mit dem negativsten Image?

Genau: der Maulkorb: diskriminiert, gemieden, ausgegrenzt. Und mit ihm der Hund, der ihn trägt. Vollkommen zu Unrecht, wie ich meine. Dieses ist ein Plädoyer für den Maulkorb und für alle Maulkorbträger.

Es gibt viele Gründe einen Maulkorb zu tragen. Da wäre zum Beispiel eine kurze und schmerzhafte Tierarztbehandlung. Oder unser Hund ist generell nicht so gut auf Tierärzte oder Hundefriseure zu sprechen. In manchen Ländern ist während der Fahrt auf Autobahnen, in Bussen, Seilbahnen oder der Bahn ein Maulkorb vorgeschrieben. Und auch innerhalb Deutschlands herrscht in manchen Beförderungsmitteln Maulkorbpflicht.

Ein besonderer Grund, einen Maulkorb zu tragen – und dies dann regelmäßig – ist aggressives Verhalten gegenüber Menschen oder anderen Tieren. Und genau hier liegt die Grenze für die Akzeptanz eines Maulkorbes, genau hier, wo er eigentlich am dringendsten gebraucht wird.

Immer wieder beginnen Hundebesitzer hier bei mir das Training mit ihrem Hund, weil dieser inakzeptables Aggressionsverhalten zeigt und beenden das Training genauso schnell, wie sie es begonnen haben, wenn ich ihnen eröffne, dass wir mit einem Maulkorb arbeiten müssen. Verschiedene Gedanken gehen mir dann immer durch den Kopf. Wieso nehmen sie lieber hin, dass ihr Hund mich, sie selbst, einen anderen Menschen, meine Hunde als Trainingspartner oder fremde Hunde beißt als dass sie ihrem Hund die Möglichkeit nehmen, Schaden anzurichten? Was ist so schlimm daran, den Hund eine Zeitlang mit Maulkorb laufen zu lassen?

Es gibt noch mehr Argumente für einen Maulkorb. Er lässt den Besitzer eines aggressiven Hundes deutlich entspannter werden, weil er nicht immer nach allen Seiten absichern muss. Dies bemerkt wiederum der Hund und wird ebenfalls entspannter.

Viele Hunde mit Aggressionsproblemen gehorchen „eigentlich“ ganz gut, so dass man sie „eigentlich“ ohne Leine laufen lassen könnte, was sie oft dringend bräuchten. Ohne Maulkorb wäre dies viel zu gefährlich, mit Maulkorb aber könnten diese Hunde ein normales, freies Hundeleben führen und es bestünde eine deutlich bessere Chance, dass sie aus genau dieser befreienden Situation heraus ein besseres Sozialverhalten entwickelten.

Das beinahe wichtigste Argument pro Maulkorb ist jedoch die Tatsache, dass ein Hund nach jedem Beißerfolg dem nächsten Biss näher ist als zuvor. Beißen macht süchtig, es lohnt sich und es gewinnt einen immer größeren Raum in seinem Verhaltensrepertoire. Je öfter ein Hund gebissen hat, desto schwieriger wird die Therapie.

Ich gebe zu, dass viele Menschen gerade vor Hunden mit Maulkorb Angst haben. Dabei sind genau diese die einzigen Hunde, die nicht beißen können! Und die Besitzer dieser Hunde zeigen, dass sie verantwortungsbewusst handeln.

Vielleicht gibt es ja den einen oder anderen, der in dieser Minute darüber nachdenkt, seinen Hund an einen Maulkorb zu gewöhnen. Es sollte ein leichter Maulkorb aus Kunststoff sein, der aussieht wie ein Gitterkorb und der gut passt. Geben Sie dem Hund Zeit, ihn ohne Stress kennen zu lernen. Legen Sie ein Leckerchen hinein oder schmieren Sie ihn mit Leberwurst ein, so dass Ihr Hund seine Nase hineinstecken muss, um an die Leckereien zu kommen. Schließen Sie ihn anfangs nur kurz und verlängern Sie nach und nach den Zeitraum, in dem Ihr Hund ihn trägt.

Ich würde mich sehr freuen, wenn es mir gelungen wäre, mit diesen Zeilen ein wenig mehr Akzeptanz und Verständnis für Maulkorb tragende Hunde (und solche, die ihn eigentlich bräuchten, ihn aber nicht tragen „dürfen“) zu erreichen.

Herzliche Grüße

Ihre Martina Nau