Januar 2025: Die Freiverlorensuche

Januar 2025: Die Freiverlorensuche

15.01.2025

Die so genannte „großräumige Suche“ oder „Freiverlorensuche“ kennen wir zum Beispiel aus der Rettungshundearbeit und aus dem jagdlichen Bereich. Unser Hund soll draußen – in freier Natur - mehrere Gegenstände der gleichen Art selbstständig in einem bestimmten Gebiet suchen. Mensch und Hund arbeiten zusammen, und genau so wird die Bindung enger und das Vertrauen größer.

Es macht Sinn, dass wir Gegenstände wählen, die unser Hund uns bringen soll, wenn er sie gefunden hat. Auf diese Weise wird der Jagdtrieb in allen seinen Sequenzen bis zum Bringen der Beute ausgelastet. Aber auch weniger jagdtriebige Hunde tragen ihre Beute gerne umher, weil sie so ihren Erfolg genießen. Diese Schnüffeldisziplin eignet sich hervorragend für eine sehr langwierige, eigentlich sogar lebenslange Beschäftigungsmöglichkeit. Wir sollten sie systematisch trainieren und logisch aufbauen. Dann erleben Hund und Mensch Spaß und Spannung gleichermaßen.

Was aber könnte der Hund suchen?

Wir nutzen am liebsten Dummys. Dies sind mit Granulat gefüllte Baumwollsäckchen, die bis zu einem Gewicht von 500 g gewöhnlich auch noch schwimmfähig sind. Es gibt sie in unterschiedlichen Größen und mit unterschiedlichem Gewicht. Man könnte auch Spielzeuge nutzen. Ich rate aber dann zu Gegenständen, die etwas gemeinsam haben, zum Beispiel zu zwei Kongs oder vier Plüschtieren, drei Futterbeuteln oder vier Papprollen.

In freier Natur sollten Sie einige Dinge einberechnen, über die man bei Suchspielen im Haus gar nicht nachdenken muss. Je nach Ausbildungsstand unseres Hundes können wir ein sehr einfaches Gelände wählen oder ein schwieriges mit unterschiedlichem Bewuchs und schwer zugänglichen Stellen. In schwierigem, unübersichtlichem Gelände sollte der Hund immer ohne Leine, Halsband oder Geschirr arbeiten, damit er sich nicht verletzt oder durch Verheddern der Leine eine negative Erfahrung macht.

Sämtliche Wetterextreme erschweren dem Hund das Suchen. Für fortgeschrittene Hunde wird die Herausforderung in diesen Fällen größer, Anfängerhunde lassen sich jedoch schnell demotivieren, wenn sie die Suchengegenstände nicht schnell finden oder diese nass und schmutzig sind. Natürlich sollten wir mit der Zeit diese kleinen Zierereien wegtrainieren, dies aber über Motivation und Spaß und vor allem als separate Trainingseinheit.

Wir starten anfangs mit einer einfachen Suchübung. Hierbei geht es uns erst einmal ums Vokabellernen. Unser Hund soll das Wort- und Sichtzeichen für die Freiverlorensuche kennen lernen. Das Wort Such und eine weit ausladende Geste mit dem Arm sind die gebräuchlichsten Starthilfen für diese spezielle Suchenarbeit. Machen Sie den Hund anfangs immer zuerst mit dem Suchengegenstand bekannt. Er sollte ihn gerne tragen. Ist dies nicht der Fall, bauen Sie vor dieser Suchenaufgabe das Apportieren auf. Wir nehmen hier der Einfachheit halber ein Dummy, das der Größe des Hundes angepasst ist.

Für die erste Freiverlorensuche setzen Sie Ihren Hund an den Rand eines kleinen, nicht zu hoch bewachsenen Suchengebiets. Dies könnte auch Ihr Garten sein oder eine Rasenfläche in einem Park. Nehmen Sie ein einziges Dummy und legen Sie es sichtig aus, das heißt, Ihr Hund soll zuschauen, wohin Sie es legen. Sieht er es auch noch im Gras liegen, ist das für den Anfang nicht schlimm, aber auch nicht unbedingt notwendig. Dann stellen Sie sich neben ihn, warten kurz und schicken ihn mit einem aufmunternden Such und Ihrem nach vorne ausholenden Arm in die Suche. Warten Sie unbedingt drei oder vier Sekunden, bevor Sie ihn losschicken, damit Sie Spannung aufbauen und gleichzeitig die Impulskontrolle trainieren. Wie immer geht es auch in dieser Situation darum, dass Ihr Hund lernt zu warten, bis Sie ihm den Einsatz geben. Wiederholen Sie diese Übung mehrfach in unterschiedlichen Geländen. Gehen Sie aber schon nach wenigen Wiederholungen dazu über, die Dummys nicht mehr so auszulegen, dass Ihr Hund sie liegen sieht. Ansonsten gewöhnt er sich schnell eine Suche ausschließlich mit den Augen an. Er soll aber Augen und Nase gleichermaßen nutzen. Hat er den Einsatzbefehl verstanden und weiß, worum es geht, beginnen Sie mit mehreren Suchengegenständen.

Nun sollten Sie auch auf den Wind achten. Nutzen Sie anfangs Gegenwind. Damit erleichtern Sie Ihrem Hund die Arbeit. Später sollten Sie auch mit Seitenwind trainieren. Rückenwind macht jede Suchenaufgabe für den Hund zu einer Herausforderung. Wichtig ist, dass jeder Hund lernt, mit dem Wind zu arbeiten. Das heißt, er soll immer gegen den Wind revieren. Kommt der Wind also von links, schicken wir den Hund mit leichter Körperdrehung und ausladender Geste nach rechts.

Wenn Sie mehrere Dummys ausgelegt haben, ist es wichtig, dass der Hund bis zum letzten gefundenen Dummy mit großer Motivation weiter sucht. Um dies zu erreichen, gibt es ein paar gute Tricks. Sobald er eines gebracht hat, schicken Sie ihn nach der Abgabe sofort wieder los, ohne ihn vorher ins Sitz gebracht zu haben. Merken Sie sich genau, welche Dummys er bereits geholt hat, damit Sie wissen, wo das letzte Dummy liegt. Dieses „suchen“ Sie immer gemeinsam mit ihm. Somit lernt er ganz schnell: Solange mein Mensch nicht mit mir gemeinsam ins Suchengebiet geht, liegen noch genug Dummy dort, die ich finden kann. Das letzte Dummy lassen Sie ihn auf jeden Fall selbst aufnehmen und zum Ansatzpunkt zurück tragen.

Ist die Nase Ihres Hundes nicht die allerbeste, was häufig bei kurznasigen Hunden der Fall ist, können Sie vor allem in freier Natur durchaus mit Düften arbeiten. Dies erleichtert es ihm, unter all den wunderbaren Gerüchen in der Landschaft seinen Suchengegenstand zu finden. Beliebte Gerüche sind zum Beispiel Anisöl oder Kamille.

Und nun mein wichtigster Tip: Machen Sie es ihm auf Dauer nicht zu leicht!

Suchenmeister wird Ihr Hund nur durch Ihr gemeinsames Training. Nahezu jeder Hund besitzt ein riesiges Potential, was die Fähigkeit angeht, Dinge mit der Nase zu finden. Die große Freiverlorensuche bietet hier unendliche Möglichkeiten. Ist Ihr Hund fortgeschritten, können Sie in nahezu jedem Gelände die interessantesten Suchen aufbauen. Spätestens jetzt sollten Sie Ihrem Hund auf keinen Fall helfen, wenn er die Suchenobjekte nicht sofort findet und Sie um Hilfe fragt. Drehen Sie sich ab von ihm und signalisieren Sie so, dass er seiner Nase vertrauen soll statt Ihrer Hilfe. Lassen Sie ihn durch Ausprobieren seinen eigenen Suchenstil finden. Schicken Sie ihn zunehmend in schwierigeres Gelände mit höherem oder auch unangenehmem Bewuchs. Wählen Sie sowohl Wiesen als auch dichte Deckungen oder Gräben und wechseln Sie ständig. Legen Sie die Gegenstände auch mal auf einen Baum oder Stuhl oder hängen Sie sie an einen Ast.

Weitere Schwierigkeiten können Sie einbauen, indem Sie nicht mehr die üblichen Suchengegenstände nehmen, sondern andere und vor allem kleinere. Tennisbälle sind schwierig zu finden, aber auch kleinere Dummys als die gewohnten Standarddummys oder kleine Stofftiere. Entscheiden Sie sich zudem auch noch für Farben, die der Hund nicht erkennt – wie zum Beispiel orange – dann wird es besonders spannend. Wenn Sie ein kleines oranges 100 g-Dummy in einen Graben legen, dann bedarf es eines richtigen Nasenprofis, um es zu finden. Und wenn er von diesen dann auch noch mehrere direkt hintereinander sucht und findet, dann können beide Teampartner zufrieden sein: gute Arbeit!!

Viel Spaß beim Suchen wünschen Ihnen
Ihre Martina Nau und das Dogwalker-Team