Seit vielen Jahren gehören Hütehundrassen zu den beliebtesten Haushundrassen. Inzwischen wird dieser Oberbegriff umgangssprachlich für nahezu jede Rasse benutzt, von der man weiß, dass sie etwas mit Schafen zu tun hat und ein Schäfer sie brauchen könnte. Und so kommt es schnell zu Verwirrungen, wenn man einen Kangal mit einem Border Collie vergleicht. Tatsache ist, dass wir als Sammelbegriff für sie alle den Ausdruck "Hirtenhunde" verwenden. Hierunter finden wir Hütehunde, Treibhunde und Herdenschutzhunde.


Hütehunde nutzt der Schäfer - wie der Name schon sagt - zum Hüten seiner Schafe. Sie sind schnell, schlau und reagieren auf kleinste Signale, sowohl des Schäfers als auch der Schafe. Eine spezielle Form der Hütehunde sind die so genannten Koppelgebrauchshunde. Hierunter befinden sich unter anderem Border Collies, Kelpies, Australian Shepherds oder Bearded Collies. Diese Rassen arbeiten eng mit dem Schäfer zusammen, sind gehorsam, führig und lenkbar. Sie separieren auf Kommando bestimmte Schafe, treiben die Herde von einer Wiese auf die andere oder in ein Gatter.

Treibhunde wie z. B. die Schweizer Sennenhundrassen oder der Australian Cattledog wurden von jeher zum Treiben von Viehherden verwendet, also auch von Kühen, Ziegen und härteren Nutztierherden als es Schafe sind. Entsprechend hart und durchsetzungskräftig sind auch diese Hunde. Sie arbeiten mit Gebell und zwicken dem einen oder anderen renitenten Tier auch schon mal in die Läufe. Dieses Verhalten zeigen sie nicht selten auch als Familienhunde.

Der Herdenschutzhund sieht sich als Teil seiner Herde und wehrt mit großem Engagement Angreifer und Viehdiebe ab. In einsamer, freier Natur sind dies zumeist Bären oder Wölfe, aber auch wir Menschen sollten uns den Herden, die von ihnen geschützt werden, nicht zu sehr nähern. Besser man akzeptiert ihre Signale, sich wieder zu entfernen. Herdenschutzhunde wie der Kangal, der Pyreneenberghund oder der Akbash arbeiten selbstständig, ohne Kommando oder Anweisung des Schäfers. Ihre Fähigkeit, eine enge Bindung zu ihren Menschen oder eine gute Gehorsamkeit aufzubauen, ist begrenzt, auch wenn sie nicht in den Karpaten, sondern in Düsseldorf geboren wurden. Sie sind im Gegenteil nie auf eine Zusammenarbeit mit einem Menschen gezüchtet worden. Entsprechend gibt es mit ihnen oft Probleme, wenn sie in eng besiedelten Städten oder in einer Familie leben. Auch ihr Spaß an Erziehungsübungen oder Hundesport hält sich in Grenzen.

Eine Mischung aus Hütehund und Herdenschutzhund sind zum Beispiel der Bobtail oder der Deutsche Schäferhund. Diese Rassen besitzen sowohl Hüte- als auch Wacheigenschaften.

Fazit: Nahezu alle Hirtenhunde arbeiten sehr selbstständig, egal auf welchen Arbeitsbereich sie spezialisiert sind. Sie sind selten dazu geeignet, mit uns zusammen als reine Familien- und Begleithunde zu leben, sondern brauchen die Arbeit und triebliche Auslastung. Leben sie bei einem Schäfer oder auf einem Bauernhof, war ihre Aufgabe schon immer auch das Bewachen der Familie und des Hofes.

Vor allem Koppelgebrauchs- und Treibhunde besitzen zudem einen starken Hütetrieb, den sie gerne auch bei Kindern, Autos oder Fahrradfahrern ausleben. Damit dieses nicht zu einem echten Verhaltensproblem oder zu Ärger mit Zeitgenossen führt, müssen die Hunde gut erzogen und eventuell auch trieblich ausgelastet werden.

Sie sehen, dass es zum Wohle unserer Hunde nur fair ist, sich mit den einzelnen Hirtenhundtypen zu befassen, wenn wir uns für eine Rasse entschieden haben - oder vorher nachzudenken, welche eigentlich zu uns und unserem Leben passt. Ein kleiner Hinweis für jeden, der sich in eine Hütehundrasse verliebt hat: in fast jeder Rasse gibt es Leistungs- und Show- bzw. Familienhundlinien. Wählen Sie für sich am besten die passende Linie aus - dann werden alle glücklich.

Herzliche Grüße
Ihre Martina Nau
und das Baak-Dogwalker-Team