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Die einen kennen ihn und die anderen meinen ihn zu kennen: den Labrador Retriever. Für manche ist es einfach auch immer nur der "Labbi". Wer ihn wie nennt, das sagt schon ein wenig darüber aus, wie derjenige diesen Hund sieht.

Der Labrador Retriever ist eine englische Jagdhunderasse. Er wurde eigentlich und wird noch immer von vielen Züchtern für die Arbeit nach dem Schuss gezüchtet, also um das geschossene Wild zu apportieren, was im Englischen "to retrieve" heißt. Daher hat er auch in seinem Privatleben am liebsten immer etwas im Fang. Sein Beute-, Stöber- und Suchverhalten ist ganz ausgezeichnet. DAS merkt allerdings auch der Labradorbesitzer, der es eigentlich gar nicht gebrauchen kann.

Seit einigen Jahrzehnten gibt es eine Showlinie, eine jagdliche Linie und dazwischen findet man den Typ, den viele "Dual Purpose Labrador" nennt, also einen Hund, der vom Aussehen und vom Gebrauch her zwischen den beiden Hauptlinien liegt. Entsprechend dem unterschiedlichen Aussehen gibt es auch (teilweise große) Unterschiede im Verhalten und im Charakter. Hier findet die Zuchtregel "Form follows function" eine unübersehbare Anwendung.

Die Vorfahren des Labradors lebten an der Ostküste Kanadas, speziell auf der Labrador-Halbinsel. Sie wurden von Fischern von dort nach England mitgebracht. Die Rasse hat gemeinsame Vorfahren mit den Neufundländern. Bereits Anfang des 19. Jahrhunderts wurden diese beiden Rassen jedoch separat voneinander gezüchtet. Damals hatte der Labrador viele Aufgaben: er holte die Fischernetze aus dem Meer, brachte abgetriebene Fische zurück und galt als zuverlässiger Helfer bei der Jagd. Schon bald wurde der Landadel auf diesen Hund aufmerksam, weil er gut apportierte, ein weiches Maul hatte und schnell war. Man konzentrierte sich auf seine Reinzucht und so wurde er 1903 vom britischen Kennel Club als Rasse anerkannt.

Über viele Jahrzehnte gab es den "Real Labrador" nur in schwarz. Gelbe Welpen galten als Fehlfarbe und wurden oft getötet. Das änderte sich erst 1899. Die Farbe Braun wurde als letzte Farbe dann Ende der dreißiger Jahre des 20. Jahrhunderts anerkannt. Damit sind wir beim äußeren Erscheinungsbild des Labradors angekommen. Sein Fell sollte kurz und dick sein, die Unterwolle wasserabstoßend. So benötigt es nicht viel Pflege, aber regelmäßiges Bürsten (vor allem wegen des Fellwechsels) ist nötig. Er haart in dieser Zeit sehr viel. Seine "Otterrute" ist legendär und sollte nicht fehlen, ebenso nicht der breite Kopf mit starkem Stopp.  Rüden sollten eine Schulterhöhe von 56-58 cm haben, Hündinnen von 54-56.

Die Rasse steht derzeit etwa auf Platz 4 der deutschen Welpenstatistik, was nicht verwunderlich ist. Der Labrador ist ausgesprochen beliebt, weil er generell freundlich, anhänglich, gehorsam und fleißig ist und einen ausgeprägten "Will to please" besitzt. Und wenn Ihnen - liebe Leser - jetzt sofort ohne lange nachzudenken der eine oder andere "Labbi" einfällt, für den dieses nicht gilt, dann ... ja dann hat irgendjemand dafür gesorgt, dass aus dem "Labbi"-Welpen ein ausgewachsener "Labbi" mit Welpenverhalten geworden ist. Viele "Labbis" benehmen sich wie ewige Kindsköpfe.

Gerade durch ihr überschäumendes Temperament, ihren hohen Aktivitätslevel und ihr ständiges Bedürfnis, irgendetwas machen zu wollen, sind Labrador Retriever oft schlecht ansprechbar. Dazu kommt, dass ihnen der Ruf vorauseilt, "eigentlich" kaum Erziehung zu brauchen, weil sie ja so lieb und willig sind, so treu und lustig und kinderfreundlich. Das zieht dann auch schon mal Leute an, die sich tragischer Weise tatsächlich einbilden, so etwas könnte es geben, ohne dass man selbst viel dazu tut. Und so brettern unverhältnismäßig viele unausgelastete, unerzogene und leider dann auch Menschen und Hunden gegenüber rücksichtslose "Labbis" durch das Land. Natürlich kann man das ändern, wenn es denn einmal so weit gekommen ist. Training und Erziehung können aus fast jedem "Labbi" einen nahezu perfekten "Labrador" machen.

Vielleicht darf ich doch noch etwas zu den "Labbis" sagen, bei denen mein letzter Satz nur mit Einschränkung gelten kann. Durch die unglaublich großen Welpenzahlen ist der Rasse das passiert, was jeder "Moderasse" passiert: Manche Züchter achten nicht mehr auf das Wesen und die Anlagen, die ein Labrador Retriever von Geburt an mitbringen sollte. Das ist sehr schade und für die Welpenkäufer manchmal auch wirklich tragisch. Gäbe es nicht auch Züchter, für die das Wesen des Labradors wichtiger ist als alles andere, ginge es der Rasse sehr schlecht. So aber gibt es diese Züchter ... und jene "Züchter". Jeder Welpenkäufer hat die Möglichkeit, sich für den richtigen zu entscheiden.

Und so bereichert der Labrador Retriever heutzutage in vieler Hinsicht unsere Gesellschaft. Er ist ein ausgezeichneter Mantrailer, guter Jagdbegleiter, zuverlässiger Blindenhund, sehr geeignet für viele soziale und andere Tätigkeiten und neben allen Arbeiten dann im Privatleben auch noch immer ein freundliches, aufmerksames Familienmitglied. Er liebt alles und jeden und wir müssen ihm nur zeigen, wann er sich auch mal zurücknehmen muss. DAS ist die Aufgabe eines Jeden, der sich für diese wunderbare Rasse entscheidet.

Herzliche Grüße

Ihre Martina Nau