Unglaublich viele Menschen besitzen Jagdhunde, aber die wenigsten wissen, dass Jagdhund nicht gleich Jagdhund ist. Die meisten Jagdhundrassen sind für ganz bestimmte Jagdarten gezüchtet mit streng festgelegten Verhaltensweisen, die sie am Wild (und oft auch im privaten Leben) zeigen.
Zählt man alle Jagdhunderassen dieser Welt zusammen, kommt man auf weit über hundert. Jedes Land, jeder Kontinent hat seine typischen Jagdhunde: die, die dort benötigt werden. In Afrika gibt es den Rhodesian Ridgeback, in Asien den Akita, in Russland die Laikarassen, in Spanien Galgos. In Deutschland teilen wir die Jagdhundrassen, die zu Jagdprüfungen und damit zum Jagdgebrauch zugelassen sind, in sechs Hauptkategorien ein: Vorstehhunde, Erdhunde, Stöberhunde, Apportierhunde, Jagende Hunde und Schweißhunde.
Vorstehhunde wie z. B. der Magyar Vizsla, der Pointer oder der Deutsch Drahthaar sind Jagdgebrauchshunde für die Arbeit vor dem Schuss. Sie zeigen dem Jäger an, dass sie Wild gefunden haben, indem sie ruhig stehen bleiben und dabei zumeist eine Vorderpfote anheben. Hinterher jagen dürfen sie ohne Kommando nicht.
Der Foxterrier, der Deutsche Jagdterrier oder der Teckel (eine andere Bezeichnung für den Dackel) sind Beispiele für die Erdhunde. Sie sprengen den Fuchs aus seinem Bau oder verfolgen den Marder und sollen sich auch gerne mit ihm anlegen. Wer den Kampf gewinnt, ist in den seltensten Fällen die Frage: es ist fast immer der Hund. In dieser Kategorie finden wir also Hunde, die sehr hartnäckig sind im Verfolgen ihrer Ziele und eine starke körperliche Härte und Schmerzunempfindlichkeit besitzen.
Stöberhunde wie der Deutsche Wachtelhund oder der English Springer Spaniel sollen - ähnlich wie die Vorstehhunde - das Wild aufstöbern und dem Jäger zuführen. Sie stehen aber nicht selbstständig vor, sondern bleiben auf Kommando stehen.
Die sechs Apportierhundrassen wie z. B. der Labrador Retriever oder der Chesapeake Bay Retriever werden für die Arbeit nach dem Schuss gezüchtet. Das heißt, sie apportieren das tote Wild. Ihre Kernkompetenz liegt in der Arbeit am und im Wasser und im Apportieren auf Niederwildjagden. Zum Aufsuchen und Aufscheuchen des lebenden Wildes werden sie (normaler Weise) nicht gebraucht.
In die Kategorie der Jagenden Hunde fallen z. B. die Westfälische Dachsbracke, der Beagle und die Steirische Rauhhaarbracke. Sie sollen das Wild finden, es hochjagen und notfalls weitläufig und mit Laut zu verfolgen. Genauso gerne werden sie aber auch für die Schweißarbeit ausgebildet. Hier leisten sie gute Arbeit, wenn es darum geht, angeschossenes oder angefahrenes, flüchtiges Wild anhand einer (Schweiß)fährte zu finden.
Schweißhunde wie z. B. der Hannoversche Schweißhund oder der Bayrische Gebirgsschweißhund sind die Spezialisten, wenn es darum geht, nach einem verfehlten Schuss flüchtendes Wild anhand einer Schweißfährte (Blutspur) zu finden. Sie haben einen ausgezeichneten Geruchssinn und arbeiten leise und konzentriert.
Zusätzlich zu diesen häufig gebrauchten Jagdhundtypen gibt es die weniger eingesetzen Meutehunde und die Rassegruppe der Laika. Meutehunde wie der Bloodhound oder English Foxhound jagen in einer Meute dem Wild hinterher und stellen es, wenn sie es erreicht haben. Laiki sind sehr selbstständig arbeitende Hunde. Sie sind nicht spurlaut und daher ruhig, bis sie das Wild gefunden haben. Dann stellen und verbellen sie die Beute, um den Jäger aufmerksam zu machen. Sie werden also eingesetzt wie die Stöberhunde.
Wenn Sie also mit einem Jagdhund zusammen leben und sich über seine eigentliche, natürliche Verwendung noch keine Gedanken gemacht haben, machen Sie es ruhig. Es ist spannend und man lernt den eigenen Hund damit sehr viel besser kennen. Auch wer plant, sein Leben in Zukunft mit einem Jagdhund zu teilen, sollte sich vorher überlegen, mit welchen Verhaltensweisen er klar kommt und welche das Leben vielleicht demnächst sehr anstrengend machen könnten - oder auf eine neue Weise spannend. Eine vollständige Liste der im JGHV zugelassenen Jagdhundrassen finden Sie im Internet, zusammen mit der Information, welche Rasse in welche Kategorie fällt. Aber auch die Jagdweise der nicht zugelassenen Rassen wie Galgo oder Rhodesian Ridgeback ist interessant und jeder Besitzer sollte sich damit auseinander setzen.
Herzliche Grüße
Ihre Martina Nau
und das Baak-Dogwalker-Team